In letzter Zeit gab es einige Artikel in den Medien über MMT, zuletzt bei OXI. Es werden dabei gerne Ökonomen wie Ken Rogoff, Paul Krugman oder Larry Summers zitiert, die wenig bis nichts von der MMT halten. Leider wird dabei oft der Eindruck vermittelt, dass die Mehrheit der Ökonomen - Frauen kamen bisher nicht zu Wort in der Debatte - die Theorie ablehnt. An dieser Stelle möchten wir darauf hinweisen, dass die Ökonomen, die mit den tatsächlichen Märkten zu tun haben, die MMT keineswegs ablehnen, sondern sogar begrüßen.
Da wäre z. B. der Artikel bei Forbes.com mit der Überschrift "The Problem With "Modern Monetary Theory" Is That It's True". Leider behauptet der Autor, dass sich Regierungen über die Druckerpresse finanzieren - das ist aber nun schon mal über 100 Jahre her. Moderne Zentralbanken haben ein Kontensystem, was sie verwalten. Dies ist das Zahlungssystem. Bei uns in der Eurozone heißt das TARGET2. Auf diesem Kontosystem kann die Zentralbank die Konten hoch- oder runterschreiben, je nachdem, was sie macht. Bei quantitative easing bspw. kauft sie Banken Finanzanleihen ab und schreibt ihnen dafür das Geld auf ihrem Konto bei der nationalen Zentralbank gut. Dieses Geld wird einfach aufgebucht. Eine Druckerpresse ist dazu nicht mehr notwendig.
Eindeutiger äußert sich Paul McCulley, ehemaliger geschäftsführender Direktor von PIMCO (die zur Allianz gehört und fast 2.000 Mrd USD verwaltet) bei Bloomberg:
"Bloomberg News’s Emily Barrett interviewed Paul McCulley, who sort of spoke up for the doctrine. The article points out that “few Wall Streeters have been willing to seriously debate the theory’s merits,” and, indeed, the former chief economist at Pacific Investment Management Co. at least takes a stand in dismissing those who say America will inevitably turn out like Venezuela and Zimbabwe."
Mohamed El-Erian, ebenfalls einmal bei PIMCO tätig, hat jüngst bei Bloomberg einen Artikel veröffentlicht mit dem Titel "Three Things to Keep in Mind About the MMT Debate", Untertitel: "Modern monetary theory has sparked a fruitful conversation. Markets should be paying attention". Die Märkte, so El-Erian, sollten also zuhören, wenn es nach ihm geht.
Die Modern Monetary Theory (MMT) ist also an den Finanzmärkten schon lange bekannt und hat durchaus Unterstützer. Dies soll natürlich nicht bedeuten, dass wir davon ausgehen können, dass sie korrekt ist. Wir lernen daraus nur, dass die MMT von akademischen Ökonomen stark abgelehnt wird, während sie bei denen, die täglich mit Geld- und Finanzmärkten zu tun haben, besser ankommt als Beschreibung der echten Welt.
Die Reformvorschläge der MMT-AutorInnen und MMT-Autoren, wenn es um Steuern oder Finanzmarktregulierung geht, werden wir in den nächsten Wochen hier vorstellen. Wir betonen dabei aber immer, dass die MMT eine Theorie ist, welche die Realität erklärt. Auf MMT basierende Vorschläge sind nicht automatisch positiv und es ist auch nicht unsere Absicht, für irgendwelche Politikvorschläge einzutreten. Wir möchten lediglich herausfinden, ob sie aus Sicht der MMT auf einem korrekten Verständnis des Geld- und Finanzsystems beruhen, denn dadurch können wir erklären, wie dieses funktioniert.
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