Letzte Woche berichteten Financial Times, New York Times und der Guardian über Modern Monetary Theory (MMT). Im Guardian schreiben Yeva Nersisyan und Randall Wray, die Financial Times porträtiert Stephanie Kelton und die NY Times berichtet über das ehemalige Randphänomen MMT, welches jetzt fast offizielle Regierungspolitik sei. Der Tenor ist überall, dass die Welt mit höheren staatlichen Ausgaben auf die Coronavirus-Krise antworten sollten und das daraus resultierende höhere staatliche Defizite und höhere staatliche Schulden unproblematisch wären.
Grundlegende Einsicht ist die Auffassung, dass der Staat mit "seiner" Zentralbank der Schöpfer des Geldes ist. Im Zweifelsfall kann die Zentralbank Geld kostenlos und unbegrenzt erzeugen, indem sie einfach die Konten von Banken oder der nationalen Regierung erhöht. Im Normalfall geschieht das bei Banken über Zentralbankkredite (gegen Sicherheiten) oder Käufe von Staatsanleihen (QE und Offenmarktgeschäfte), bei der Regierung ist es meist verboten. Die Bank of England hat allerdings gerade bestätigt, dass sie ein Konto der britischen Regierung während der Corona-Krise hochbucht, so dass die britische Regierung keine Staatsanleihen mehr ausgeben muss. Damit ist völlig klar: Der Einwand, eine Regierung hätte "kein Geld" für Ausgaben ist immer ein politischer, niemals ein wirtschaftlicher oder technischer.
Es reicht dabei im Zweifelsfall aus, dass die Zentralbank verspricht, alle Staatsanleihen aufzukaufen. Dies garantiert die Zahlungsfähigkeit der nationalen Regierung, auch wenn die Zentralbank deren Anleihen nicht direkt ankauft. Die "Märkte" sind somit komplett entmachtet. Diese Erkenntnis über die Funktionsweise wirft das über den Haufen, was seit Jahrzehnten in der Makroökonomik an Universitäten weltweit gelehrt wird. Dies ist gefährlich, denn die heutigen Experten kommen zu ihren Einschätzungen auf der Grundlage von fehlerhafte Theorie. Es ist daher umso wichtiger, dass die Bürgerinnen und Bürger über die Funktionsweise eines modernen Geldsystems Bescheid wissen.
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