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Sollte das Wachstum die Arbeitsplätze schaffen, oder die Arbeitsplätze das Wachstum?

Jeden Freitag veröffentlichen wir einen kurzen Beitrag von Randall Wray, der schrittweise eine umfassende Theorie aufbaut, wie Geld in souveränen Ländern "funktioniert". Die Beitragsserie entstammt der Einführung in die "Modern Monetary Theory" (MMT) von Randall Wray aus dem Jahre 2011 auf der Website „New Economic Perspectives“ und wurde von Michael Paetz und Robin Heber ins Deutsche übersetzt. Zudem wird Vorstandsmitglied Dirk Ehnts jeden Freitagabend von 19-20 Uhr auf Facebook Fragen zum Beitrag der Woche beantworten. Ihr könnt uns natürlich auch gerne Fragen über das Emailformular (unten auf dieser Seite) schicken.


In einem Artikel (hier) besprach Edward Hadas einen hervorragenden Beitrag von Pavlina Tcherneva. Und er hat ihn verstanden. Es ist viel besser, Arbeitsplätze zu schaffen und dann das Wachstum folgen zu lassen, als zu versuchen, das Wachstum anzukurbeln, in der Hoffnung, dass ein paar Arbeitsplätze nach unten durchsickern. Das gilt umso mehr, wenn man 25 Millionen Menschen hat, die einen Vollzeitjob brauchen. Lassen Sie mich den ersten Teil seines Artikels zitieren:


Politiker und andere Führungskräfte haben die Arbeitsplatzvernichtung mit so etwas wie Entsetzen beobachtet. Sie hätten nicht überrascht sein sollen. Der nicht enden wollende Kampf gegen Ineffizienz führt zu einer natürlichen Beschäftigungsasymmetrie. Mit fortschreitender Technologie fällt es Unternehmen und Regierungen in der Regel leichter, Arbeitsplätze abzubauen als hinzuzufügen. Einige Unternehmen können die Zahl der Beschäftigten schrittweise erhöhen, aber in schwierigen Zeiten suchen mehr Arbeitgeber nach Möglichkeiten, weniger Arbeitskräfte einzusetzen.


Die meisten Politiker und Ökonomen glauben, dass das BIP-Wachstum das Heilmittel ist. Es gilt nicht nur als höchstes Wirtschaftsgut, sondern auch als der beste Weg, um Arbeitsplätze zu schaffen. Auf der Suche nach einem höheren Output fahren die Regierungen riesige Defizite ein, während die Zentralbanken Geld zum Nulltarif herausgeben. Die politischen Entscheidungsträger berufen sich oft auf den Namen John Maynard Keynes. Aber sie verdrehen die Ideen des großen Ökonomen. Wie Pavlina Tcherneva in einem kürzlich erschienenen Artikel in der Review of Social Economy aufzeigt, war Keynes der Meinung, dass "das eigentliche Problem", mit dem sich die Regierungen während der Großen Depression befassen sollten, darin bestand, "Beschäftigung für alle zu schaffen". Nach Keynes' Ansicht folgt die Produktion den Arbeitsplätzen, nicht umgekehrt.


Keynes' eigene bevorzugte Lösung war, dass die Regierungen Projekte mit einer hohen "Beschäftigungselastizität" organisieren sollten. "Es gibt Dinge, die getan werden müssen; es gibt Männer, um sie zu tun", sagte er. "Warum nicht beides zusammenbringen? Warum nicht die Männer an die Arbeit schicken?" Der beste Weg für Regierungen, schnell Arbeitsplätze zu schaffen, ist immer noch, Menschen direkt einzustellen. Ein Blick auf die marode Infrastruktur der Vereinigten Staaten zeigt, dass Keynes' Rezept immer noch aktuell ist.


Fans einer kleinen Regierung mögen solche Programme privatisieren wollen, aber sie sollten immer noch dem wahren keynesianischen Prinzip zustimmen: Es ist besser, die Leute dafür zu bezahlen, dass sie arbeiten, als dafür, dass sie es nicht tun. Programme, die Arbeitslose und Behinderte schützen, dienen einem wertvollen sozialen Zweck, und Zahlungen für den Vorruhestand mögen vertretbar sein, aber Programme, die Arbeitsplätze schaffen, sind beidem weit vorzuziehen.


Diese keynesianische Botschaft ist im derzeitigen offiziellen Politikmix, der auf Wachstum abzielt und auf Arbeitsplätze hofft, weitgehend verloren gegangen. Eine Politik, die das Finanzsystem stützt, Geld in die Hände der Verbraucher legt und aufgeblähte Regierungsbürokratien abbaut, kann letztendlich die Schaffung von Arbeitsplätzen fördern. Vier Jahre nach der Kleinen Depression wirken diese höchst indirekten Methoden jedoch bestenfalls langsam.


Er hat Recht. Und Pavlina hat eine Reihe von großartigen Papieren zu diesem Thema verfasst. Lesen Sie seinen Artikel und gehen Sie dann auf www.levy.org. Pavlinas Arbeit über Keynes' Ansatz zur Vollbeschäftigung (gerade in der Review of Social Economics veröffentlicht) ist ein absolutes Muss.

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