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Venezianisches Papiergeld und Steuern

Die Bundesbank hat ein Buch veröffentlicht mit dem Titel „Frühzeit des Papiergelds”. Praktischerweise lässt es sich kostenlos bei ihr herunterladen. Auf S. 78 wird Venedig diskutiert:



Durch den Frieden von Campo Formio im Jahre 1797 kam die Republik Venedig an das Haus Habsburg, und zwar als Herzogtum unter Kaiser Franz II. In dieser Periode gab die auf das 16. Jahrhundert zurückgehende Girobank von Venedig ihr erstes Papiergeld aus. Wie aus dem Text der Scheine hervorgeht, wurden sie von den öffentlichen Kassen r Zölle und Steuern angenommen. Die Gesamtsumme der hergestellten Scheine betrug 600 000 Ducati, die sich auf die Wertstufen zu 10, 50 und 100 Ducati verteilten.


Die Scheine des Papiergelds wurden also für Zölle und Steuern angenommen. Auch wenn es eine Silberdeckung des Papiergeldes gab, ist dies eine interessante Information. Das Geld von Venedig wurde deshalb nachgefragt, weil Händler Zölle zahlen mussten und Haushalte Steuern. Damit gab es immer Personen und Unternehmen, die einen Bedarf nach venezianischem Geld hatten und bereit waren, Arbeitsleistungen sowie Güter und Dienstleistungen an den Staat zu verkaufen. So konnte die Stadt Venedig sich mit den Ressourcen versorgen, die sie zur Aufrechterhaltung ihrer prächtigen öffentlichen Gebäude, Kanäle und Plätze brauchte. Auch in der neuen Welt wurde im 18. Jahrhundert schon Papiergeld eingesetzt, u.a. in der britischen Kolonie Virginia.


Weiter unten im Text heißt es noch:


Weitere Einzelheiten über Umlauf und Einziehung dieser Scheine konnten nicht ermittelt werden, jedoch läßt ihre heutige große Seltenheit in den Papiergeldsammlungen darauf schließen, daß die Scheine trotz des m ehrfachen W echsels der politischen Zugehörigkeit Venedigs um die VVende vom 18. zum 19. Jahrhundert und der kriegerischen Verwick- lungen, zum überwiegenden Teil in Zahlung gegeben, eingelöst und von der Bank ver- nichtet wurden.


Allerdings liegt die Vermutung näher, dass die Scheine zur Steuerzahlung eingesetzt wurden und dann vom Staat verbrannt wurden. Dieser druckte dann neue Scheine, wenn er wieder Geld ausgeben wollte.

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