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Von Bierdeckeln und Bankkonten


Nach der Bank of England räumt nun auch die Deutsche Bundesbank in Ihrem April-Monatsbericht ein, was die Spatzen schon längst von den Dächern pfeifen: Banken sind keine Geldverleiher, sondern „schöpfen Geld aus dem Nichts“. Was das genau heißt, vergegenwärtigt man sich am besten bei einem Bier.


Beim Biertrinken legt der Wirt einen Bierdeckel hin und macht für jedes Bier einen Strich. Wenn’s reicht, zählt er die Striche zusammen und präsentiert die Rechnung: Der Biertrinker zahlt dann in der Regel sofort in bar (also mit Zentralbankgeld). Die andere Möglichkeit besteht darin, dass der Biertrinker anschreiben lässt. Dazu schreibt der Wirt den Namen des Kunden auf den Bierdeckel und behält ihn bis zum nächsten Besuch. Der Bierdeckel dokumentiert, wie hoch der Biertrinker - ausgedrückt in Zentralbankgeld - beim Wirt in der Kreide steht.


Bei der Bank als Biertrinker braucht’s keinen Bierdeckel, es genügt das Konto des Wirtes bei der Bank. Für jedes Bier schreibt die Bank dem Wirt den Preis auf dem Konto gut. Der Kontostand des Wirts dokumentiert genau wie der Bierdeckel, wie hoch die Bank bei dem Wirt in der Kreide steht – und zwar ebenfalls in Zentralbankgeld. Der einzige Unterschied zwischen Bierdeckel und Bankkonto besteht darin, dass mit dem Bierdeckel das Bier noch nicht bezahlt ist, mit dem neuen Kontostand aber schon. Und das, obwohl auch die Bank noch gar kein Zentralbankgeld gezahlt hat. Bei ihr reicht als Bezahlung schon das Versprechen, dass sie auf Verlangen des Wirts Zentralbankgeld (Bargeld oder Kontoguthaben der Bank bei der Zentralbank zwecks Zahlungsverkehr mit anderen Banken, wenn der Wirt Zahlungen an Kunden anderer Banken vornehmen will) zur Verfügung stellen wird. Dieses Versprechen nennt man Giralgeld.


„Geld aus dem Nichts“ entsteht also dadurch, dass die Bank ihr Zahlungsversprechen in ihrer Bilanz als Gutschrift auf dem Konto des Kunden dokumentiert. Dazu reicht bekanntlich die passende Software und eine Computertastatur.

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